Warum Wandern ein Entspannungstee fürs Hirn ist…

…und wie man diese Wirkung ganz einfach verstärken kann.


Längere Wander-Aufenthalte in der Natur haben zumindest bei mir meist nicht nur eine maximalentspannende Auswirkung auf Leib und Seele, sondern immer auch eine reinigende Wirkung aufs Hirn. Je nach persönlicher, aktueller Gedankendichte im Schädel werde ich allerdings auf den ersten Kilometern mitunter noch recht penetrant von nervigen Sorgenteufeln gepiesakt, die sich mit ihren fiesen kleinen Zähnchen in der Hirnrinde festbeißen. Gerade jetzt, wenn die sonst üblichen Ablenkungen durch Telefon, Internet, Arbeit und sonstiges Gedöns fehlen, haben die kleinen Biester ja so richtig Zeit und Muße, um in meinem Hirnkasten herumzuwirbeln und mich zu strietzen.


Aber das kenne ich inzwischen zur Genüge und weiß aus Erfahrung – der Sauerstoff wird’s schon richten. Auf Doktor Wald ist Verlass.

Also lasse ich die Teufelchen einfach mal herumkeifen und sitze, bzw. wandere ihr keifendes Gehirnkonzert gelassen aus.

Und tatsächlich beginnen nach einer Weile die Hirnzellen mit den Aufräumarbeiten, sortieren die herumschwimmenden Nöte und quälenden Gedanken in eine hirneigene Prioritätenliste, verteilen “WICHTIG” und “UNWICHTIG”-Stempel, und karren als Erstes den Unwichtig-Stapel in den kopfeigenen Reißwolf.

Weg damit, das Zeugs nimmt nur Platz und Kraft weg.

Übrig bleibt am Ende – wie man sich sicher denken kann – meistens nix. Sollte sich dennoch mal ein Problemchen hartnäckig im Hirnfilter verfangen haben und nicht einfach so weggepustet werden können, findet sich dann meistens im Laufe der Wanderung dafür eine brauchbare Lösung. Da darf man ganz getrost auf die Kraft von Mutter Natur, Bewegung und Maximalentspannung vertrauen.

Wandern wirkt wie ein Entspannungstee auf die Hirnzellen,
und wie eine Wellnessmassage fürs Gemüt.

Nun käme vermutlich niemand auf die Idee, einen Entspannungstee im Stehen zu schlürfen, während man mit der anderen Hand E-Mails schreibt, Rechnungen bezahlt oder Wäsche bügelt…oder während einer wohltuenden Massage hektisch treppauf-treppab zu rennen, dabei den Müll rauszuschleppen, zu telefonieren, jemanden zum Bahnhof zu fahren, Katzenklos zu schrubben und das Abendessen zu kochen.

Genau das habe ich aber oft genug gemacht – und mir dabei die Wandersfrauenglückseligkeit am Ende wieder nach Strich und Faden versaubeutelt.

Am Wandermorgen aus dem Bett gehetzt, rumgeflitzt, kein frisches Brot mehr für die Wander-Klappstulle gefunden, Katzen gefüttert, Brot gekauft, Hund gelüftet, festgestellt dass Lieblingshose in der Wäsche ist, keine Socken gefunden, Zeter und Mordio geschimpft, den GPS-Track gesucht und aufs Gerät geladen, die Trinkblase gesucht, festgestellt dass von der letzten Wanderung noch verglibberte Tee-Reste drin rumdümpeln, lautstark gemeckert und Trinkblase ausgeschrubbt, wütend herumgestapft weil schon VIEL zu spät und überhaupt…endlich kraftlos ins Auto gesunken und zum Wanderstartpunkt gedüst…..

…mindestens eine halbe Stunde gebraucht, um wieder runterzukommen, Wanderung GANZ FÜRCHTERLICH genossen….und wieder heimgedüst, während der Fahrt schon Mailbox abgehört, daheim E-Mails gecheckt, Tiere erstversorgt, matschige Schuhe in die Ecke geschmissen, sich über Matsch-Abdrücke im Flur geärgert, Waschmaschine angeschmissen, hungrig den Kühlschrank aufgerissen und festgestellt, dass NIX zum Essen da ist, in schwitzigen Wanderklamotten zum Hofladen gedüst und ratzfatz eingekauft, Spülmaschine ausgeräumt, telefoniert und Nachrichten beantwortet und…rappelmüde auf der Couch zusammengesunken.

Und schon sinkt sie in sich zusammen, die wunderbare selbst-erwanderte Erholung.

Merke: RUHE sollte man in Ruhe genießen.
Und kaum macht man’s richtig, schon funktioniert’s.

Irgendwann dämmerte mir dann die Erkenntnis, dass es durchaus sinnhaftig und dem allgemeinen Wohlbefinden zuträglich sein kann, wenn man (also ich dem Fall: ICH) durch ein paar kleine Handgriffe und Organisationstrick den Nährboden für eine umfassendere Wandersfrauen-Glückseligkeit schaffen kann:

Wenn man sich beispielsweise am Vorabend schon die erforderliche Klamottage inklusive Socken, Trinkbeutelchen, GPS und Klappstulle zusammenlegt und vorbereitet. Wenn man am Wandertag selbst einfach mal das dauernde Gefühl, sich um ALLES kümmern zu müssen, beiseite schiebt, das Telefon ausschaltet, Nachrichten und E-Mails ignoriert und den lieben Gott ’nen guten Mann sein lässt. Wenn man vorher schon überlegt, womit man nach dem Wandertag seinen Athletenkorpus stärken könnte und schon vorher das Abendfutter einkauft.
Dann kann man nämlich seinen Frischluft-Entspannungstee ungehindert genießen und voll auskosten – und sich nachher einfach relaxt in den Garten hocken, sich die Sonne auf die Plautze scheinen lassen und allerhöchstens mal wohlig aufseufzen.

Und sonst einfach mal gar nix mehr tun.
Ist auch nämlich auch mal schön.


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